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Thesen zur Ausbildung für die öffentliche Verwaltung
zur Jahrestagung der deutschen Sektion des Internationalen Instituts für Verwaltungswissenschaften,
26./27. November 2009 in Gelsenkirchen - Version 1.12

  1. Kompetenznachweis statt formalem Bildungsabschluss
    Die Pluralisierung der Bildungsgänge und Bildungsanbieter erfordert eine neue Steuerung durch die öffentlichen Arbeitgeber:

    als Zugangsvoraussetzung zum öffentlichen Dienst (Outcome-Orientierung).

  2. Transparenz über Bildungsergebnisse herstellen
    Nur mit dieser Transparenz über die Ergebnisse kann es den Bildungsträgern überlassen bleiben, entsprechende Studiengänge anzubieten: wenn der Erfolg ihrer Ausbildung letztlich am Erfolg der Absolventen in den Zugangsverfahren nach Nr. 1 gemessen und damit Bezugspunkt für die Gestaltung der Bildungsangebote wird[2].
  3. Akkreditierung keine ausreichende Qualitätssicherung
    Das Vertrauen auf die Qualifikation durch den erfolgreichen Abschluss einer Hochschulausbildung war auch bisher schon problematisch und ist es künftig erst recht. Insbesondere zeigt sich die Akkreditierung als ungeeignet, etwa das Eigeninteresse von Hochschulen an möglichst vielen zahlenden Studierenden in Masterstudiengängen so zu steuern, dass das Ergebnis den Qualifikationsanforderungen für Führungskräfte entspricht.[3]
  4. Berufliche Kompetenzen erfordern ein klares Modell einer modernen Verwaltung
    Die Ausbildung für die Verwaltung kann nur dann praxisgerecht sein, wenn ein einheitliches Grundmodell für eine moderne Verwaltung existiert und den Rahmen für ein Ausbildungskonzept liefert. Eine schlechte und/oder diffuse Praxis kann keine Orientierung für eine berufliche Ausbildung sein.
  5. Management-Kompetenz: Freiburger Managementmodell verwenden
    Verwaltung ist "die rationale Pflege von, durch Verbandsordnungen vorgesehenen, Interessen, innerhalb der Schranken von Rechtsregeln" (Max Weber), Management-Kompetenz ist in allen Ausbildungsgängen unverzichtbarer Teil der Qualifikation. Solange kein besseres, den Bedingungen der jeweiligen Verwaltungsebene angepasstes Modell existiert, sollte das Freiburger Managementmodell[4] Grundlage einer Studien- und Ausbildungskonzeption für die Management-Kompetenz sein.

    Der bisherige "Pluralismus" der Vorstellungen über eine gute Praxis in interdisziplinären Kurzstudiengängen ist eine eklatante Überforderung aller Beteiligter, besonders der Studierenden, die oft noch anzutreffende Auseinandersetzung mit "alter" Verwaltungssteuerung Zeitverschwendung.

  6. Mängel bisheriger Ausbildungsgänge aufarbeiten
    Bisherige Ausbildungsgänge haben erhebliche Mängel, neue Konzeptionen berücksichtigen oft grundlegende bildungswissenschaftliche Erkenntnisse und bildungspolitische Vorgaben nicht. Hier ist dringender Nachholbedarf. Mit "großen" Strukturentscheidungen wird die Qualität der Ausbildung nicht gewährleistet: sie entsteht im konkreten Lehr-/Lernprozess.

Siehe dazu unter anderem:


Anmerkungen

Zurück zum Text siehe zu "Kompetenz" als bildungswissenschaftlichem und bildungspolitischem Grundbegriff die Auszüge aus dem Bericht der Expertengruppe des Forum Bildung: http://www.olev.de/k/kompetenz_als_bildungsziel.htm mit weiteren Nachweisen
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Eine z. T. erst in letzter Zeit erreichte Errungenschaft in der allgemeinen Bildung sind Zentralabitur, Lernstandserhebungen und Bildungsvergleiche: für die nicht minder wichtige berufliche Qualifikation soll das Gegenteil gelten: jeder lehrt und prüft was er will und bescheinigt dann, dass hochschuladäquate Anforderungen erreicht worden sind - und alle müssen es glauben? All diese Qualifikation sind "gleichwertig", wie früher die Abiturzeugnisse der unterschiedlichen Gymnasien und Gesamtschulen, für die man wegen der mangelnden Vergleichbarkeit gerade das Zentralabitur eingeführt hat? Und für die öffentliche Verwaltung ist damit die Qualifikation für den gehobenen oder höheren Dienst nachgewiesen?

In den angelsächsischen Ländern regelt sich das über den "Markt": die Beurteilung der Bildungsabschlüsse durch die Personalverantwortlichen in Wirtschaft und Verwaltung auf der Grundlage entsprechender Informationen - was in Deutschland fehlt. Die schematische Übertragung des angelsächsischen Konzepts auf Deutschland hat deshalb andere Konsequenzen als dort und widerspricht den formulierten Qualifikationszielen! 

Zurück zum Text Es ist schon erstaunlich, wenn in kostenpflichtigen Studiengängen ohne Zugangsprüfung praktisch alle den Masterabschluss schaffen, während in Studiengängen mit Aufnahmeprüfung die Durchfallquoten zwischen 10% und 35% liegen (so bei den bisherigenStudiengängen an Verwaltungs- und Polizeifachhochschulen). 
Zurück zum Text Grundlegend: Schwarz, Peter / Purtschert, Robert / Giroud, Charles / Schauer, Reinbert: Das Freiburger Management-Modell für Nonprofit-Organisationen (NPO). 6. Aufl., Bern 2009, sowie verschiedene Ergänzungsbände

 


Verantwortlich und © Copyright:
Prof. Dr. Burkhardt Krems
, Köln,
2009-12-01
http://www.verwaltungsmanagement.info/Thesen_Ausbildung_oeV.htm