Verwaltungsmanagement - ältere Kurzbeiträge
(Beitrag in Verwaltungsmanagement.Info, Version 2.0)

Themen
Das Schröder-Blair-Papier und 
die Verwaltungsreform
  Outsourcing kein Erfolgsfaktor?  
Wissensmanagement Computerdiktat: Neuer Test! Mitarbeiterbeurteilung

 
Verwaltungsreform kritisch betrachtet

Es ist offenkundig, dass es in der Bundesrepublik insgesamt an einer hinreichenden verwaltungspolitischen Fundierung der derzeit obwaltenden Reformansätze fehlt ...
(Mitverantwortlich ist u.a. das Versagen, auf staatlicher Ebene eine Gemeinschaftsstelle wie die KGSt zu schaffen) mit dem expliziten Auftrag, die methodischen Grundlagen für eine funktionsgerechte Verwaltung zu schaffen. ...

So u.a. Herbert König in einem kritischen Beitrag in den "Materialien zur Haushaltsreform", hrsg. von der Bundesleitung des DBB, 1998.

Wer die aktuelle Entwicklung in der verschiedenen Bundesministerien und ihren Geschäftsbereichen verfolgt, wird für die Hinweis auf fehlende Verwaltungspolitik und unzureichende methodische Grundlagen Verständnis haben.

Innovationen in den gesamten Strukturen und im Management sollen eingeführt werden, wobei diese Innovationen selbst ein oft nicht gesehenes und erst recht nicht gelöstes Managementproblem darstellen. Darin dokumentiert sich mangelnde Fähigkeit zum Management eben der Instanz, die modernes Management verordnet - in schlechter juristischer Tradition.

Konkret besteht z.B. die Gefahr, dass mit Zielvereinbarungen und Kosten- und Leistungsrechnung die Detailsteuerung des nachgeordneten Bereichs perfektioniert statt verringert wird. Die politische Dimension der Reformansätze findet man selbst bei den Promotoren selten klar ausgesprochen:

Ob die Instanzen zu diesem Verzicht bereit sein werden, muss sich erst noch zeigen. Im Geschäftsbereich des Reformministers BMI ist dies nicht zu erkennen, eher das Gegenteil.

Unbestritten wird in vielen Bereichen an Neuerungen mit großem Engagement gearbeitet (wenn auch die Breitenwirkung äußerst fraglich erscheint!). Aber Kosten- und Leistungsrechnung einschließlich Berichtswesen und Controlling werden nach vergleichbaren Erfahrungen der Privatwirtschaft 3% oder mehr der verfügbaren Arbeitskapazität binden. Diese Veränderungen haben nicht zwangsläufig positive Wirkungen, die den Aufwand überkompensieren, denn die Konzepte müssen sinnvoll umgesetzt werden (das erfordert Entwicklungsarbeit, deren Ergebnis nicht zwangsläufig richtig ist!) und schließlich ihre sinnvolle Anwendung durch ein Management der Behörden, das sich bisher selten durch Methodenkenntnis hervorgetan hat. (Die Anwendung erfordert weitere Entwicklungsarbeit und schwierige Lernprozesse bei allen Beteiligten!! - Wer organisiert und managt diese Lernprozesse?? Wo werden überhaupt entsprechende Lernprozesse eingeplant?)

Dass die Reform auch erhebliche Risiken hat, wird zu selten gesagt - und die Leitungsverantwortung für die Steuerung dieser Prozesse ist nicht erkennbar.

Fazit:
Deshalb ist viel kritische Aufmerksamkeit für den Reformprozess erforderlich, wichtige Anstöße enthalten die in diesem Materialband versammelten Beiträge. (Krems 1999-10-26)

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Outsourcing ist kein Erfolgsfaktor? - Studie des Fraunhofer-Instituts ISI

Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung hat mit einer repräsentativer Erhebung bei über 1.300 Firmen der deutschen Investitionsgüterindustrie betriebliche Erfolgsfaktoren untersucht. Die Untersuchung kommt u.a. zum Ergebnis, dass Outsourcing anscheinend kein Erfolgsfaktor ist:

"Für manchen überraschend gestaltet sich der Stellenwert der Fertigungstiefe für die Ausprägung des wirtschaftlichen Erfolgs. Entgegen dem Credo der "Lean-Protagonisten" weisen gerade Unternehmen, die an einem hohen Eigenfertigungsanteil festhalten, mit 6,4 Prozent eine wesentlich höhere Umsatzrendite auf als andere Betriebe (4,5 bis 4,7 Prozent). Die Strategie, im Zuge von Down-Sizing radikal Fertigungsbereiche "outzusourcen", erweist sich für den wirtschaftlichen Erfolg als wenig sinnvoll.

Die vergleichsweise hohe Fertigungstiefe in der deutschen Investitionsgüterindustrie zeigt, dass viele Firmen dies bereits erkannt haben."

Die folgende Grafik verdeutlicht das Ergebnis und dokumentiert auch die anderen untersuchten Einflussgrößen.

ISI-Studie: Erfolgsfaktoren

Quelle: ISI Presseinformation 16/98, veröffentlicht im Internet (bkrems 99-11-19)

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Aktuelles Stichwort: Wissensmanagement als neue Managementperspektive

Kurzgefasst bedeutet Wissensmanagement das Management der Bereitstellung und Nutzung aller Informationen für eine optimale Aufgabenerfüllung, unter Einbeziehung von Organisation und Verhalten der Mitarbeiter. Technisch sind alle Möglichkeiten der modernen IT zu nutzen, sachlich gilt es, neben den bisher bereits vorhandenen IT-gestützten Informationsbeständen auch das latente Wissen der Mitarbeiter (Erfahrungswissen, "tacit knowledge") zu nutzen, u.a. durch Aufbau von Erfahrungs- und Kompetenzdatenbanken. Der Bedeutung der Ressource "Information" für den Unternehmenserfolg wird auch durch einen CIO (Chief Information Officer) im Management Rechnung getragen.

Beispielhaft wird dies als Ziel der Weiterentwicklung des IT-Einsatzes in der IT-Strategie für die Bundesverwaltung für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen formuliert:


Es sind die organisatorischen und technischen Voraussetzungen für die Bereitstellung und Nutzung von Daten, Informationen, Fach- und Erfahrungswissen mit dem Ziel eines BVBW-weiten Wissensmanagements zu schaffen.

Erläuterung:
Ziel des Wissensmanagements ist es, das weltweit zur Verfügung stehende Wissen und das in den Köpfen der Mitarbeiter steckende latente Wissen für jeden Nutzer in der BVBW so verfügbar zu machen, dass es effektiv und effizient für die Aufgabenerfüllung nutzbar ist.

Diese strategische Aussage (ergänzt) IT-Management und die Komponente Wissensmanagement ... Sie begründet zugleich die Notwendigkeit der Präsenz der IT (CIO) in der Behördenleitung ...

Einen Einstieg ... bildet ... u.a.

  • der Aufbau von Erfahrungs- und Kompetenzdatenbanken
  • die Erarbeitung von Standardisierungsvorschlägen
  • Projektvergleiche und Best-Practice-Vermittlung
  • ...
  • Benchmarking
  • Prognosen und Trendaussagen.
  • Soweit das Zitat.

    Das Konzept sieht u.a. auch den Aufbau von IT-Controlling vor. Dies erscheint deshalb von besonderer Bedeutung, weil die IT-Konzepte (auch das des BMI) oft den Aspekt der Wirtschaftlichkeit nicht erkennen lassen, z.B. keine Grundlagen für Prioritätsentscheidungen bei knappen Mitteln enthalten, und die KLR für die IT nur 4 Produkte enthält, die eine Steuerung des IT-Einsatzes im Detail nicht zulassen. In der Wirtschaft gängige Strukturen der Definition von Ausstattungs- und Servicestandards sind nicht vorgesehen. Unter dem Regime einer Kosten- und Leistungsrechnung muss es den Produktverantwortlichen möglich sein, den Umfang des IT-Einsatzes zu steuern. Gegenwärtig wird hier eher sozialistisch vorgegangen: das IT-Referat weiß, was alle brauchen, und in den Ministerien ist das i.d.R. die Maximalausstattung. Das Reform-Ministerium BMI ist hier ein (schlechtes) Beispiel, denn von ihm müsste eigentlich anderes kommen.

    Im übrigen bleibt abzuwarten, inwieweit diese konzeptionell richtigen Aussagen in die konkrete Praxis umgesetzt werden, in der es oft an den einfachsten Standards fehlt und selbst Checklisten als Instrument zur Gewährleistung einer Mindestqualität nicht verwendet werden. (bkrems 991026)

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    Das Schröder-Blair-Papier und die Verwaltungsreform

    Wer das Papier mit Blick auf die Verwaltungsreform liest, erkennt darin die typischen Elemente:

    Damit wird Politik unter den Qualitätsanspruch gestellt, der für moderne Verwaltungen gilt.

    Das Schröder-Plair-Papier nimmt auch wichtige Gedanken des Kommunitarismus auf, der sich an der Kritik an einer einseitigen Grundrechtsdiskussion entwickelt hat: die Freiheitsrechte des einzelnen gegenüber dem Staat können zu faktischer Unfreiheit werden, wenn der Staat z.B. Kriminalität nicht mehr wirksam bekämpfen kann.

    Prominente Befürworter dieser Ideen: das Ehepaar Clinton.

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    Mitarbeiterbeurteilung

    1. Mitarbeiterbeurteilung im Geschäftsbereich des BMI - Seminarunterlagen (Burkhardt Krems - Die allgemeine Problematik erörtert am Beispiel der Richtlinien des BMI für seinen Geschäftsbereich)

    2. Neues Material als "gutes Beispiel" (good practice)

    Zu dieser Thematik gibt es neues Material, u.a. von der Bundesanstalt für Arbeit (Dienstbl.-Runderlasse 19 und 20 aus 1999), das wichtige Anregungen enthält.

    Die Regelungen für die BA

    Fazit:
    In vieler Hinsicht besser als die Richtlinien des BMI - schade, dass der Beamten- und Verwaltungsreformminister in dieser Frage nicht vorbildlich ist, sondern eher andere ihm den Rang ablaufen!

    3. Arbeitshilfen aus der FH Bund

    Die Arbeitshilfe der FH Bund für die Mitarbeiterbeurteilung (am Beispiel der Richtlinien für den Geschäftsbereich des BMI) ist demnächst auch über das Internet nachzulesen. Allerdings findet Fortbildung zu diesem Thema nur noch sporadisch statt, deshalb wurde die Arbeitshilfe nicht an die Neufassung der Richtlinien angepasst.

    4. Lernprogramm "Beurteilungspsychologie"

    Unverändert aktuell ist das

    Lernprogramm zur Beurteilungspsychologie

    meines Kollegen Prof. Dr. Dulisch, jetzt FHöV NRW, Abteilung Köln.

    Computerdiktat: Sprechen statt Schreiben?

    Die neuen Programme zur Spracherkennung sind inzwischen auf einem Stand, dass sie eine nützliche Hilfe bei der Produktion von umfangreicheren Fließtexten sein können.

    Die Programme unterscheiden sich in wesentlichen Punkten. Das mit entsprechender Marktmacht weit verbreitete IBM-Programm ViaVoice schnitt im Vergleich zu DragonDictate NaturallySpeaking deutlich schlechter ab, vor allem im Komfort

    Ergebnis: etwa 30% Geschwindigkeitsvorteil für Dragon NaturallySpeaking (jeweils Versionen 1998).

    Diese Vorteile gelten auch für die neuen Versionen, mit denen Leistung und Komfort erneut deutlich gesteigert werden konnten. Aber IBM konnte in den wesentlichen Punkten, wo DragonDictate besser abschneidet, nicht aufholen (Patentschutz?)

    Einzelheiten s. den Beitrag in den BBB-Informationen 237 (Juli/August 1999) und den ergänzenden Test vom März 2000 Nach oben

     

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    Köln, 2007-01-15 . Kontakt | Impressum